Eisenbahn

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Bavaria
Anläßlich der Benennung vieler Schweizer Schnellzüge in 1954 erhielten auch die Schnellzüge München - Genève ihre Namen: "Bavaria" und "Isar-Rhône/Rhône-Isar". Beide Züge wurden aus schweizerischen Leichtstahlwagen gebildet, die für den Auslandseinsatz nach Deutschland zusätzlich mit Dampfheizung ausgerüstet waren.
Bavaria trug zunächst die Zugnummer D 183 (Genève C - München) bzw. D 184 (München - Genève C), in den späten 50ern D 97/96, in der Schweiz die Zugnummern 13/24.
Auf dem deutschen Streckenabschnitt von München bis/ab Lindau wurde der Zug von DB-Dampflokomotiven der Baureihe 18.6 gezogen, zwischen Lindau und Genève kamen SBB-Elektrolokomotiven vom Typ Re 4/4 I zum Einsatz.
1962 lösten Dieselloks der DB-Baureihe V 200.0 die 18.6 ab. Da die Dieselloks auf den Allgäuer Steigungsstrecken in der ersten Zeit häufig ausfielen, kamen bis November 1962 immer wieder die 18.6 als Zuglok zu Ehren.
Der Bavaria wird TEE
Zum Winterfahrplan 1969 wurde der "Bavaria" in TEE 56/57 mit Zuglauf München - Zürich umgewandelt. Zum Einsatz kamen die schweizerischen TEE-Dieseltriebzüge RAm 501 und 502, die durch die Umwandlung des TEE "l'Arbalete" in einen lokbespannten Zug freigeworden waren.
Die Triebzüge wurden in einem mehrtägigen Umlauf eingesetzt:
  • Tag 1: Edelweiss Zürich HB - Amsterdam CS
  • Tag 2: Edelweiss Amsterdam CS - Zürich HB
  • Tag 3: Bavaria Zürich HB - München Hbf und München Hbf - Zürich HB
  • Tag 4 und 5: Werkstatt Zürich
Bereits bei der ersten Fahrt Zürich - München fiel der RAm aus und wurde von 221 140 nach München geschleppt.
Zugbildung 1970
Am 9.Februar 1971 kam es zur bis dahin schwersten Eisenbahnkatastrophe in der Geschichte der Bundesrepublik, als der TEE 56 auf seiner Fahrt von München nach Zürich hinter dem Bahnhof des Allgäu-Orts Aitrang in einer scharfen Rechtskurve Steuerwagen voraus mit rund 130 km/h aus den Gleisen schoß. Zugelassen an dieser Stelle waren jedoch nur 80 km/h. Der Zug zerstörte das Gegengleis, der Steuer- und der Speisewagen stürzten über die zwei Meter hohe Böschung in ein Bachbett. Der Abteilwagen und der Triebkopf am Zugende blieben auf dem Gegengleis liegen, kurze Zeit später prallte ein in Gegenrichtung fahrender Schienenbus in die Trümmer des entgleisten TEE. 28 Menschen starben bei diesem Unglück.
Bedingt durch die Zerstörung des TEE-Triebwagenzuges kam ab dem 16. Februar 1971 ein von der DB gestellter Wagenzug zum Einsatz, der aus Avm und Apm sowie einem rot/blauen Halbspeisewagen ARm ("Kolibri") - anderen Quellen nach einem Barwagen ARDm - bestand. Da die Schweizerische Speisewagen-Gesellschaft SSG für den Speisewagendienst im Bavaria zuständig war, wurde ab Winterfahrplan 1971/1972 der deutsche AR durch einen SBB Speisewagen der RIC-Bauart ersetzt. Anfänglich verkehrte dieser noch in roter Lackierung, ehe auch er die TEE-Lackierung erhielt (WRm 61 85 88-70 000).
Gezogen wurde der Zug zwischen München und Lindau von DB-Dieselloks der BR 210 (gelegentlich auch 218), zwischen Lindau und St. Margrethen von ÖBB-Elektrolokomotven der Reihe 1180. Ab 5.3.1971 übernahmen die mit zwei unterschiedlichen Schleifstücken versehenen SBB Re 4/4 II 11196-11201 zwischen Lindau und Zürich die Führung des Zuges, ab Mitte September 1971 die Re 4/4 I 10036, die für diesen Einsatz einen Pantographen mit breiter Wippe nach DB/ÖBB-Spezifikationen für den Streckenabschnitt Lindau - St. Margrethen erhielt.
Im Herbst 1971 beschlossen die SBB, vier Re 4/4 I für den Einsatz in Bavaria und Rheingold in TEE-Farben umzulackieren. Ab August 1972 übernahmen die entsprechend hergerichteten und mit DB-/ÖBB-Wippen versehenen Re 4/4 I 10033 und 10034 den Bavaria.
Ab dem Sommerfahrplan 1971 erhielt das Zugpaar die Nummer TEE 66/67.
Am 21. Mai 1977 verkehrte der "Bavaria" zum letzten Mal als TEE, zum Sommerfahrplan 1977 wurde er durch das zweiklassige Schnellzugpaar D 266/D 267 ersetzt. Da dieses mit entsprechendem (SBB-) Wagenmaterial ausgestattet wurde, ergaben sich für die Passagiere der ersten Klasse keinerlei Komforteinbussen.
Der Eurocity
Zum Fahrplanwechsel 1987/1988 am 24. Mai 1987 wurde der "Bavaria" zu EC 98/99, wobei EC 99 über Memmingen geführt wurde. Eingesetzt wurde zu Beginn ausschließlich aus Wagenmaterial der DB, da die SBB damals über zu wenig klimatisierte Wagen verfügten, bzw. diese anderweitig gebunden waren. Zum Einsatz gelangten: zwei 1. Klasse Wagen Avmz, Speisewagen WRmz bzw. SBB WRm und drei bis fünf 2. Klasse Wagen Bpmz 291. Die Bespannung der Züge erfolgte zwischen München und Lindau mit zwei Loks der BR 218, einerseits wegen der erforderlichen Energieleistung (Klimaanlage und Speisewagen), andererseits wegen der knapp bemessenen Fahrzeit zwischen München und Lindau, wobei vier Halte (Buchloe, Kaufbeuren, Kempten und Immenstadt) vorgesehen waren.
Ab 1989 stellten die SBB das Wagenmaterial.
Am 30.8.1989 kollidierte EC 99 "Bavaria" mit der Re 4/4 II 11197 bei Riedenburg aufgrund wegen Bauarbeiten ausser Betrieb gesetzter Sicherungsanlage mit dem Ex 167 "Montfort" mit 1044.023. Der jeweils erste Wagen hinter den Lokomotiven wurde total verbogen, der B 51 85 21-70 154 (orange) wurde anschliessend abgebrochen, dem "langen Schlieren" hinter der 1044 kann es nicht besser ergangen sein. Die Instandstellung der 11197 dauerte mehr als ein Jahr. Deshalb wurde die Re 4/4 II 11195 1989 mit einem Stromabnehmer für Lindau ausgerüstet. Die 11197 verkehrte 1990/91 zunächst mit zwei normalen Stromabnehmern und erhielt dann den Lindauer Stromabnehmer von 11201, die also seit 1991 eine "gewöhnliche" Re 4/4 II ist.
Von 1992 bis 1993 wurde in der ersten Klasse ein Panoramawagen der SBB eingesetzt.
1993 wurde die Garnitur aus neu abgelieferten SBB-EC-Wagen gebildet.
Zum 14. Dezember 2002 wurde der Bavaria aufgegeben.

Dieser Beitrag enthält u.a. Informationen aus verschiedenen Postings in http://de.groups.yahoo.com/group/BahnCH
Zuglauf
um 1956D 184München - GenèveD 183Genève - München
1958?-1969D 92D 93
1969-1971TEE 56München - ZürichTEE 57Zürich - München
1971-1977TEE 66TEE 67
1977-1987D 266D 267
1987-2002EC 98EC 99
Bespannung
ZeitraumMünchen-
Lindau
Lindau -
St.Margrethen
St-Margrethen-
Zürich
-1962DB 18.6SBB Re 4/4 ISBB Re 4/4 I
1962-1969DB V 200.0SBB Re 4/4 ISBB Re 4/4 I
1969-1971SBB RAm TEE ISBB RAm TEE ISBB RAm TEE I
1971-1972DB 210/218 ÖBB 1080
SBB Re 4/4 II 11196-11201, bis September 1971
SBB Re 4/4 ISBB Re 4/4 I 10036, ab September 1971
1972-1977DB 210/218SBB Re 4/4 ISBB Re 4/4 I10033 und 10034 in TEE-Lackierung, ab August 1972
1977-DB 218SBB Re 4/4SBB Re 4/4
Eingesetzes Wagenmaterial
-1969SBB Leichtstahlwagen
1969-1971 SBB Triebwagenzug RAm TEE I
1971-1977 Sitzwagen Typ DB-TEE
Speisewagen SBB RIC WRm, zunächst rot, später in TEE-Lackierung
(WRm 61 85 88-70 000)
1977-SBB-RIC-Wagen
1987-1989 Sitzwagen DB-Avmz und DB-Bpmz,
Speisewagen DB-ARm bzw. SBB RIC WRm
1989-1993SBB Wagen
1993-SBB-IC-Wagen
Literatur
Dr. Fritz Stöckl: Europäische Eisenbahnzüge mit klangvollem Namen, Carl Röhrig Verlag, Darmstadt, 1958
Ernst Hoecherl/J.B. Kronawitter/Wilhelm Tausche: S3/6 - Star unter den Dampflokomotiven, Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart, 1971
86
Hans-Wolfgang Scharf/Friedhelm Ernst: Vom Fernschnellzug zum Intercity, Eisenbahn-Kurier Verlag, Freiburg, 1983
338, 339, 340, 341, 342, 352, 353, 364, 366
Trans-Europ-Expreß - Paradezüge im Schnellverkehr, Bahn-Extra 4.93, Gera-Nova Zeitschriftenverlag GmbH, München, 1993
Michael Meinhold: MIBA-Report Zugbildung (1) - DB-Reisezüge der Epoche 3 MIBA-Verlag, Nürnberg, 1994
54
MEC Oberallgäu-Kempten e.V. Nachrichten 11/98
Hans-Bernhard Schönborn, Die TEE-Züge der Schweiz - Luxuszüge für Europa, GeraMond Verlag, München, 2002
Links
BahnCH - die yahoo-Gruppe für Schweizer Eisenbahnen
KBS 970 München - Lindau
DSO: 50 Jahre TEE - Diesel Traktion in Deutschland
DSO: "Strömchen, wechsle Dich..." - Die Mehrsystemlokomotiven der DB
Dik Winter: TEE Bavaria
TRAINZ: SBB RAm TEE
Ausfahrt des TEE Bavaria aus München Hauptbahnhof (210 007-1 mit Gasturbine)
TEE Bavaria in Lindau Hauptbahnhof (210 007-1 mit Gasturbine)
TEE Bavaria bei St. Gallen
1973: TEE Bavaria in St.Margrethen, geführt von Re 4/4 I 10033 (Urs Nötzli)
03.05.1977: TEE 67 auf seiner Fahrt nach München, Zuglok 218 359
(Ulrich Budde, bundesbahnzeit.de)
04.05.1977: Gegenzug TEE 66 in München Laim, Zuglok 218 467
(Ulrich Budde, bundesbahnzeit.de)

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14.11.2010
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