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Für den ab dem 15.
Mai 1928 zwischen den Niederlanden und der Schweiz eingesetzten 'Rheingold-Expreß'
FFD 101/102 setzte die Deutsche Reichsbahn spezielles Wagenmaterial ein.
Im Gegensatz zu den 'normalen' FD-Zügen setzte man keine Garnitur
aus mehreren Sitz- und einem Speisewagen ein, sondern beschaffte besonders
komfortable Salonwagen, die zum Teil eine Küche enthielten. In allen
Wagen konnte somit am Platz serviert werden. |
Beschafft wurden zunächst
5 Wagen 1. Klasse SA4ü-28 mit 28 Sitzplätzen, 5 Wagen SA4ük-28
mit Küche und 20 Sitzplätzen, 7 Wagen 2. Klasse SB4ü-28
mit 43 Sitzplätzen, 3 Wagen 2. Klasse SB4ük-28 mit Küche
und 29 Sitzplätzen sowie 3 Gepäckwagen SPw4ü-28. Im Folgejahr
wurden 2 SB4ü-29 und 4 SB4ük-29 nachgeliefert. |
Die Salonwagen waren mit
23,5m Länge die längsten damaligen deutschen Reisezugwagen, mit
50 bis 57,2 t auch die schwersten. Die 19,68m langen Gepäckwagen lehnten
sich an die D-Zuggepäckwagen der Bauart 1928 an. Alle Wagen liefen
zunächst auf Drehgestellen der Bauart Görlitz II schwer, wurden
aber 1932 gegen solche der Bauart Görlitz III schwer ausgetauscht.
Es kamen Zugvorrichtungen der Regelbauart (mit Hilfskupplung) zum Einsatz,
als Stoßvorrichtungen Uerdinger Reibungspuffer mit 500 mm Puffertellern
und Ausgleichsvorrichtung. Die Sicherung der Wagenübergänge erfolgte
durch Faltenbälge. |
Dem besonderen Stil des
Zuges entsprach auch die Lackierung: der Wagenkasten der Sitzwagen war
violett, im Bereich der Fenster creme. Die Deckschienen waren gold und
schwarz lackiert, die Zierstreifen ebenfalls gold. Längsträger
und Drehgestelle waren schwarz, das Dach silberfarbig. Der Wagenkasten
des Gepäckwagens war komplett violett gestrichen.
Dei Klassenzahlen und die
Bezeichnungen 'Deutsche Reichsbahn' und 'Mitropa' waren ebenso wie der
Reichsbahnadler und die Nummernschilder aus Rotguss mit erhaben polierten
Ziffern und Buchstaben. 1931 kam auf jeder Seitenwand zweimal der Zugname
'Rheingold' dazu. |
Die Innenräume der
Erstklasswagen umfaßten Saalräume bzw. kleine Abteile zu 2 bzw.
4 Plätzen, die Sitzteilung betrug 1+1 bzw. 2+0. Die Sitzplätze
bestanden aus verschiebbaren Einzel-Polstersesseln mit hohen Rückenlehnen.
Die 1,40m breiten Fenster ermöglichten eine gute Aussicht, was auf
der Rheinstrecke sicherlich von besonderem Reiz war.
Die Zweitklasswagen enthielten
je zwei Saalräume mit fest eingebauten Polstersesseln in der Sitzteilung
2+1, die Fensterbreite betrug hier 1,20m.
In beiden Klassen waren
Tische vorhanden, die sämtlich über einzeln schaltbare Tischlampen
verfügten. |
1934 wurden drei SB4ü-28
(10704, 10706 und 10710) zu SAB 4ü-28/34 umgebaut, die 22 Passagieren
der 2. und 8 Fahrgästen der 1. Klasse Platz boten. Außerdem
wurde eine kleine Küche eingebaut. |
Mit Kriegsausbruch wurde
der 'Rheingold-Expreß' eingestellt, für Luxuszüge bestand
kein Bedarf mehr. Bis 1941 wurde der Wagen SB4ü-28 10702 als Salon-
und Aufenthaltsfahrzeug im Befehlszug 'Äquator' der Luftflotte 3 eingesetzt,
der SB4ük-29 10719 bis 1943 im Sonderzug 'Atlas' des Oberkommandos
der Wehrmacht. Den auffälligen Anstrich hatten die 'Rheingold'-Wagen
längst gegen das normale Grün eintauschen müssen.
1943 gab es Überlegungen,
die Fahrzeuge für normale Reisezüge nutzbar zu machen. Zu einer
Umrüstung der Wagen kam es jedoch nicht. |
17 der 26 Sitzwagen sowie
die drei Gepäckwagen überstanden den Krieg. Einige der mit Küche
ausgestatteten Wagen wurden bis 1949/1950 in den US-Besatzungszügen
eingesetzt. Mindestens drei Fahrzeuge gelangten in die Tschechoslowakei
und wurden dort als Speisewagen eingesetzt.
Auch die 1949 gegründete
'Deutsche Schlafwagen- und Speisewagen-Gesellschaft' DSG benötigte
dringend Speisewagen. 1951 wurden die Wagen 10501, 10507, 10508, 10704,
10705 und 10709 an die DSG vermietet und zu Speisewagen
umgebaut. Bis 1956 folgten noch die Wagen 10701, 10713 und 10715. Bei der
DSG trugen die nun rotlackierten Fahrzeuge die Nummern 1230-1232 und 1234-1239,
bei den meisten der Wagen ersetzte man die Faltenbälge durch Gummiwülste.
Ebenfalls Anfang der 1950er
Jahre wurden 10703, 10707 und 10717 zu Gesellschaftswagen umgebaut und
als WG4ük 10801-10803 bezeichnet.
Für den Einsatz im
blauen F-Zug-Netz wurden sechs
Wagen (u.a. 10702, 10706, 10708, 10711 und 10712) zu Sitzwagen B4üe
(ab 1956 A4üe) umgebaut. Nachdem ab der zweiten Hälfte der 50er
Jahre die Neubauwagen der Gattung A4ümg in den F-Zügen zum Einsatz
kamen, erhielten die Fahrzeuge einen grünen Aussenanstrich und wurden
vorwiegend in Eil- und Nahverkehrszügen eingesetzt. |
Ab 1970 wurden mehrere Fahrzeuge
vom Freundeskreis Eisenbahn Köln FEK übernommen und zum Teil
äußerlich in der alten Farbgebung restauriert. |
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Joachim Deppmeyer: Die Einheits-Personen-
und Gepäckwagen der Deutschen Reichsbahn, Franckh'sche Verlagshandlung,
Stuttgart, 1982
Friedhelm Ernst: Rheingold
- Luxuszug durch fünf Jahrzehnte, Alba Verlag, Düsseldorf, 1971 |
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