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DB Schnellzugwagen Typ Rheingold |
1960 veranlasste die Leitung
der Deutschen Bundesbahn die Entwicklung eines neuen Wagenparks für
den traditionsreichen 'Rheingold'. In Anlehnung an den Vorkriegszug sollten
diese Wagen alle anderen Fahrzeuge der Deutschen Bundesbahn an Komfort
übertreffen. Entsprechen den anderen Neubau-Reisezugwagen sollte die
Länge der Wagen 26,4 betragen. Der neue 'Rheingold'-Zug sollte eine
Höchstgeschwindigkeitvon 160 km/h erreichen. |
Ein Jahr dauerte die Entwicklung
des neuen Zuges, die beim Bundesamt-Zentralamt in Minden durchgeführt
wurde. |
Ursprunglich sah der Entwurf
Wagen mit Vier- und Zweiplatzabteilen sowie Wagen mit Zweiplatzabteilen
und Großräumen vor. Aufgrund der Bedenken der niederländischen
und schweizerischen Eisenbahnen ob des zu geringen Sitzplatzangebotes je
Wagen wurden diese Pläne nicht weiter verfolgt. |
Zur Ausführung kamen
schließlich vier verschiedene Wagentypen: ein Abteilwagen mit neun
Abteilen zu je sechs Plätzen, ein Großraumwagen mit Mittelgang,
ein Speisewagen und ein in Deutschland bisher unbekannter Aussichtwagen
(Domcar). Beschaft wurden zunächst 10 Abteilwagen, 5 Großraumwagen,
2 Speisewagen und 3 Aussichtwagen. Damit ließen sich zwei Zuggarnituren
mit je 307 Sitzen bilden, die sich bei Bedarf noch verstärken liessen. |
Alle Wagen waren klimatisiert,
die Fenster hatten goldbedampfte reflektierende Doppelscheiben. Die Mehrzahl
der Sitze in den Großraumwagen und in der Aussichtskuppel des Domcars
liessen sich in die jeweilige Fahrtrichtung drehen. Die Drehgestelle der
Bauart Minden-Deutz mit 2,5 m Achsstand erhielten zusätzliche Magnetschienenbremsen.
Wie die anderen DB-Neubaufahrzeuge waren auch die 'Rheingold'-Wagen mit
Gummiwulst-Übergängen ausgestattet. |
Wie schon der Vorkriegs-'Rheingold'
erhielt auch der Zug eine besondere Farbgebung: der Fensterbereich war
cremefarben, der untere Teil des Wagenkastens trug einen blauen Anstrich.
Das Dach wurde hell-silberfarben, die Schürze grau lackiert. Auf den
Aussichtwagen war unterhalb der Glaskuppel der Name 'Rheingold' angebracht. |
Mit dem Sommerfahrplan 1962
kam der neue 'Rheingold' zum Einsatz. Im Folgejahr 1963 wurde auch der
'Rheinpfeil' mit dem neuen Wagenmaterial ausgestattet, dies bedingte die
Anschaffung weiterer 12 Abteilwagen, 6 Großraumwagen, 3 Speisewagen
sowie 2 Aussichtswagen. |
1965 wurden 'Rheingold'
und 'Rheinpfeil' in das TEE-Netz integriert,
dementsprechend erhielten die Zuggarnituren die creme/rote TEE-Lackierung. |
Aufgrund des gestiegenen
Platzbedarfs wurden viele TEE-Züge von VT
11.5 Triebwagenzügen auf lokbespannte Wagenzüge umgestellt.
Als Sitzwagen kamen hier weiterentwckelte Abteil- und Großraumwagen
der 'Rheingold'-Bauart zum Einsatz. Ergänzt wurden diese Garnituren
durch neuentwicklete Speise- und Barwagen mit der außergewöhnlichen
Länge 27,5 m. |
>>>
DB-Schnellzugwagen Typ 'TEE' |
Typenbezeichnung |
Wagennummern |
DB-Bauart |
Wagennummern UIC |
Baujahr |
Ausmusterung |
Anzahl |
Av4üm-62 |
10401-10422 |
Avümh 111 |
618019-80001 - 80022 |
1962-1963 |
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22 |
Ap4üm-62 |
10501-10511 |
Apümh 121 |
618018-80001 - 80010 |
1962-1963 |
|
10 |
AD4üm-62/AD4üm-63 |
10551-10555 |
ADümh 101 |
618081-80001 - 80005 |
1962-1963 |
1976 |
5 |
WR4üm-62 |
11103-11105 |
WRümh 131 |
618088-80001 - 80005 |
1962-1963 |
1981 |
5 |
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Die
Abteilwagen Av4üm-62 (ab 1966 Avm 111) |
Die für den 'Rheingold'
entwickelten Abteilwagen boten in neun Abteilen mit je sechs sitzen insgesamt
54 Passagieren Platz. Die Abteillänge betrug 2,322 m. Die 1,4 m breiten
Fenster gewährleisteten eine gute Aussicht.
siehe auch DB-TEE-Wagen,
Avm-111 |
Die
Großraumwagen Ap4üm-62 (ab 1966 Apm 121) |
Die Großraumwagen
waren mit bequemen Drehliegesitzen ausgestatttet, in 16 Sitzreihen
in der Sitzordnung 1+2 fanden 48 Fahrgäste Platz. Der Sitzabstand
betrug 1170 mm. Die Sitze konnten in die jeweilige Fahrtrichtung gedreht
werden.Die Zahl der Fenster wurde der Sitzreihung gewählt, die Fensterbreite
betrug 90 cm.
siehe auch DB-TEE-Wagen,
Apm-121 |
Die
Aussichtswagen AD4üm-62/AD4üm-63 (ab 1966 ADm 101) |
Die Aussichtswagen wurden
ausschliesslich für den Einsatz in den Fernschnellzügen 'Rheingold'
und 'Rheinpfeil' gebaut. Im Oberdeck enthielten diese Wagen einen Aussichtsraum
mit 22 Sitzplätzen in der Sitzordnung 1+2, von denen sich 18 in die
jeweilige Fahrtrichtung drehen liessen. Die vollverglaste Kuppel hatte
in der 'Rheingold'-Ausführung AD4üm-62 acht schmale Fenster,
in der 'Rheinpfeil'-Ausführung AD4üm-63 vier breite Fenster.
An einem Wagenende enthielten die Wagen zwei Abteile mit je sechs Sitzpätzen
sowie das Zugsekretariat, am anderen Ende (das in der Regel an die
Küchenseite des Speisewagens gekuppelt war) eine Bar mit 15 Sitzplätzen.
Im Untergeschoß des Wagens befand sich eine Telefonzelle sowie ein
Packraum, ein Postabteil und der Maschinenraum. Unterhalb der Aussichtskuppel
trugen die Wagen des Baujahres 1962 den Schriftzug 'Rheingold', die des
Baujahres 1963 den Schriftzug 'Deutsche Bundesbahn'.
Als der 'Rheingold' 1973
umlaufmäßig mit TEE 24/25 'Erasmus' zusammengeschlossen
wurde, kamen die Fahrgäste dieses Zuges somit auch in den Genuß
des Aussichtswagen. |
1976 wurden die 5 Aussichtswagen
aus dem Betrieb genommen und an die Internationale Apfelpfeil Organisation
IAO verkauft.
Wagennummern 51 80 09-42
911 bis 915 |
Bild von Sebstian Althausen
bei The
Railfaneurope.net Picture Gallery |
Nach dem IAO Konkurs wurden
die Wagen 1979 vom Reisebüro Mittelthurgau übernommen und erhielten
dort die Wagennummern 51 80 09-80 201 bis 205.
Um die Wagen innerhalb Europas
freizügig einsetzen zu können, wurden die Aussichtskuppeln umgebaut
und die Wagenhöhe somit von 4485 mm auf 4280 mm erniedrigt.
Die Wagen 203 und 204 erhielten
im April 1990 nach einer Hauptuntersuchung eine Zulassung für 200
km/h, ihre Nummern änderten sich dementsprechend auf 51 80 09-90 003
und 004. |
Bilder bei The
Railfaneurope.net Picture Gallery |
1999 wurden die Aussichtswagen
von Svenska Tågkompaniet
(TKAB) in Schweden übernommen und in grün-weißer Lackierung
ab dem 10. Januar 2000 bis Sommer 2003 in den Nachtzügen von Stockholn
nach Narvik eingesetzt.
TKAB ordnete die Wagen als
AFS1 201, 202 und 205 und AFS2 203 und 204 (für 200km/h zugelassen).
Jeder der fünf Wagen erhielten zudem das Bild eines Tieres der Region:
201 Vielfraß, 202 arktischer Fuchs, 203 Elch, 204 Luchs und 205 Bär.
Ab dem 14. Juni 2003 übernahm
Connex diesen Dienst, die Wagen sollen anschliessend in nicht überwältigenden
Zustand in Eskilstuna abgestellt worden sein. |
Bilder bei Railfaneurope.net
und Jan
Nilsson |
2001 fuhren Kurt Bangert
und Carola Bläsing-Bangert mit dem Nachtzug Stockholm - Kiruna. Ihr
Reisebericht
enthält unter anderem auch Bilder vom Inneren der Aussichtswagen.
Weitere Bilder sind auf ihrer TKAB-Seite
zu finden. |
Zwischen dem 4. und 20.
Juni 2004 wurde der Wagen mit der Nummer P201 bei MPA Rostskydd Måleriproduktion
AB für TGOJ Trafik AB in weiß-blau umlackiert, über
einen Einsatz bei TGOJ sind keine Informationen verfügbar.. |
Mit freundlicher Genehmigung
von MPA Rostskydd Måleriproduktion AB
www.maleriproduktion.se
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Am 20. Juni 2004 meldete
www.museums-bahnen.de:
"Die Transeurop-Eisenbahn
AG (TEAG) hat von der schwedischen Svenska Tågkompagniet AB (TKAB)
zwei Aussichtswagen der Bauart AD4üm 62 erworben. Die Wagen erhalten
nun eine neue Hauptuntersuchung und sollen ab Herbst in Deutschland zum
Einsatz gelangen. Ein Wagen wird in der Rheinpfeil- und der zweite Wagen
in der Rheingold-Lackierung hergerichtet. Die Wagen sollen als Privatwagen
bei der SBB eingestellt werden, was aber auf Grund von fehlenden Dokumenten
eine gewisse Zeit beanspruchen wird."
Erbaut wurden alle fünf
Aussichtswagen von Wegmann in Kassel. |
Am 10. Juni 2005 wurden
vier der fünf Wagen von Schweden nach Deutschland zurückgeführt.
Der Wagn 202 wurde vom Ingenieur
Günter Stier vom Freundeskreis Eisenbahn Köln erworben, die Wagen
203 bis 205 von der Vulkaneifelbahn
GmbH (VEB) in Gerolstein. Der Wagen 205 ist offenbar für das DB-Museum
in Nürnberg vorgesehen.
Der Wagen 201 verblieb in
Schweden bei TGOJ. |
Bilder bei Vulkaneifelbahn
GmbH > Fahrzeuge > Aussichtswagen des „Rheingold-Zuges“ |
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Die
Speisewagen WR4üm-62 (ab 1966 WRm 131) |
Die beiden 1962 für
die DSG mit den Nummern 101 und 102 (DB 11101 und 11102) für den 'Rheingold'
in Dienst gestellten Speisewagen waren die ersten Neubau-Speisewagen im
Bereich der DB, 1963 wurden drei weitere Fahrzeuge (11103-11105) für
den Einsatz im 'Rheinpfeil' direkt an die DB geliefert. In zwei Speiseräumen
fanden 48 Passagiere Platz. Im Wirtschaftsteil des Wagens befanden sich
Küche, Spülraum und Büffet, wobei Küche und Spülraum
übereinander angeordnet waren.
1972 wurden die 'Buckelspeisewagen'
WRm 131 aus dem Betrieb genommen und durch Speisewagen des Typs WRm
132 ersetzt, die außer in TEE Farbgebung fallweise auch in ihrer
roten Version im 'Rheingold' einsetzt wurden. Als der 'Transalpin'
Wien - Basel 1977 von einem Triebwagenzug auf einen Wagenzug umgestellt
wurde, kamen hier neben ÖBB- Sitzwagen 1. und 2. Klasse kurzzeitig
Speisewagen der Bauart 131 zum Einsatz.
Von den 5 Buckelspeisewagen
wurden vier im Jahre 1981 verschrottet, der fünfte wurde vom Eisenbahn-Kurier
übernommen und für Sonderfahrten eingesetzt. 1993 wurde der Wagen
vom FEK übernommen. Er ist damit als letzter Wagen dieser Baureihe
einsetzbar und nimmt oft an Sonderfahrten teil.
Alle Wagen wurden durch
Orenstein & Koppel in Berlin gebaut. |
Viele weitere Informationen über
den WR4üm-62 gibt es bei Drehscheibe-Online
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Friedhelm Ernst: Rheingold
- Luxuszug durch fünf Jahrzehnte, Alba Verlag, Düsseldorf, 1971
Horst Obermayer: Taschenbuch
Deutsche Reisezugwagen, Frankh'sche Verlagsbuchhandlung
Hans-Wolfgang Scharf/Friedhelm
Ernst: Vom Fernschnellzug zum Intercity, Eisenbahn-Kurier Verlag, Freiburg,
1983
Dr. Fritz Stöckl: Trans
Europ Expreß, Rösler + Zimmer Verlag, Augsburg, 1971 |
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